Montag, 4. April 2016

Konservierung – muss das wirklich sein? Es gibt doch Kosmetika „Frei von Konservierungsstoffen“?

Grundsätzlich muss vorausgeschickt werden: alle wasserhaltigen Kosmetika (Cremes, Lotionen etc.), und das sind die meisten, müssen - auf welche Art auch immer – konserviert werden. Es ist von großer Wichtigkeit, dass sich nach dem Öffnen der Creme oder Lotion nicht zu viele Mikrorganismen wie Schimmel, Bakterien oder Hefen bilden können. Das würde unserem Körper schlecht bekommen. Unzureichend konservierte oder abgelaufene Produkte können zu Hautirritationen wie Unreinheiten und Rötungen, gereizter, schuppender oder spannender Haut führen.
Im Unterschied zu wasserhaltigen Produkten brauchen reine Fette, Wachse und Öle keinen Schutz gegen Mikroorganismen; sie können allerdings ranzig werden, das hängt mit ihrer Anfälligkeit gegenüber Luftsauerstoff (Oxidation) zusammen.
Mit chemischen "Hämmern" wie Formaldehyden (Formaldehydeabspaltern) oder Parabenen ist das Konservieren überhaupt kein Problem – aber wer will sich Stoffe auf die Haut schmieren, die in Verdacht stehen krebserregend oder hormonbeeinflußend zu sein? Solche Stoffe werden in herkömmlicher Kosmetik häufig verwendet - in zertifizierter Naturkosmetik sind sie und ähnlich problematische Konservierungsmittel verboten.

Konservierung bei Biokosmetik

Konservierung ist ein herausforderndes Thema – besonders bei Natur- und Biokosmetik.  
Völlig unproblematische Konservierungsstoffe gibt es leider nicht!
In den jeweiligen Zertifizierungsrichtlinien ist gelistet, welche Stoffe erlaubt sind. Unsere strenge Biozertifizierung nach ÖLMB (österreichisches Lebensmittelbuch Codex A8 Biokosmetik) sagt dazu:

„Als Konservierungsmittel werden ausschließlich untenstehende Stoffe oder Gemische synthetischen Ursprungs eingesetzt. Festzuhalten ist, dass eine wirksame Konservierung - wenn erforderlich - aus Gründen des Verbraucherschutzes und der Produktsicherheit unbedingt notwendig ist.

Konservierungsmittel: 

In dieser Liste sind Salze mit folgenden Kationen zulässig:
Natrium, Kalium, Ammonium und Ethanolammonium, Calcium und Magnesium.
Ameisensäure (Formic Acid)
Benzoesäure, ihre Salze und Ethylester (Benzoic-Acid)
Benzylalkohol (Benzyl Alcohol)
Propionsäure und ihre Salze (Propionic Acid)
Salizylsäure und ihre Salze (Salicylic Acid)
Sorbinsäure und ihre Salze (Sorbic Acid)“¹

Es handelt sich dabei um sogenannte „naturidente“, d.h. synthetische, aber der Natur nachempfundene Stoffe – die mildesten sind die oben genannten. Wir haben uns für Natrium-Benzoat (INCI: Sodium Benzoate) und Kalium-Sorbat (INCI: Potassium Sorbate - das Allergiepotential beträgt ein Zwanzigstel der PHB-Ester, sprich Parabene) entschieden; auch diese beiden Stoffe können in seltenen Fällen reizen, werden von Kosmetikanalyse.de (Initiative der Schweizer Stiftung zur Erhaltung der Hautgesundheit) mit „gut“ beurteilt.² Benzoate kommen übrigens überall in der Pflanzenwelt vor.



„Ein hautsensibilisierendes Potential der Benzoesäure konnte an Probanden nicht nachgewiesen werden. In der Allgemeinbevölkerung werden Hautreaktionen gegenüber Benzoesäure insgesamt sehr selten beobachtet (ca. 0,2 %). Kontaktallergische Reaktion (Kontaktdermatitis, -urtikaria) auf Benzoesäure und Natriumbenzoat sind in wenigen Einzelfällen beschrieben. Benzoesäure und Natriumbenzoat können pseudoallergische Reaktionen in Form einer Urtikaria auslösen, bevorzugt bei disponierten Patienten mit einer (chronischen) Urtikaria, Asthma oder ASS-Intoleranz in der Vorgeschichte. Zumeist sind jedoch für eine Auslösung von entsprechenden Reaktionen höhere Dosen einer oralen Aufnahme von Benzoesäure erforderlich (50-100 mg).“³



„Frei von Konservierungsmitteln“ – gibt’s nicht

Auch mit sogenannten „Multi-Functionals“ ist Konservierung möglich - z.B. mit Alkohol, Glyzerin oder ätherischen Ölen - sie sind nicht in der Liste der zugelassenen Konservierungsmittel (KVO) zu finden, denn ihr Hauptzweck ist nicht die Konservierung, sie haben aber auch konservierende Wirkung.
Das ist der Grund, warum manche Produkte mit „frei von Konservierungsmitteln“ ausgezeichnet sind - eine Gesetzeslücke, die vermutlich nicht mehr lange bestehen wird, weil sie eigentlich eine Fehlinformation darstellt. Mehr zu diesem Thema auch in diesem vergangenen Blogbeitrag.

Auch die Verpackung spielt eine Rolle

Neben den Konservierungsstoffen hängt die Haltbarkeit eines Kosmetikproduktes aber auch von der Rezeptur, der Produktion und der Verpackung ab.
Cremes in Tiegeln z.B. werden beim Entnehmen durch keimbesiedelte Finger jedesmal neu „kontaminiert“.
Ideal für Naturkosmetik – wenn auch hochpreisig – ist der Airless-Dispenser: im Unterschied zu herkömmlichen Pumpsystemen gelangt keine Luft - und mit ihr schädliche Umwelteinflüsse wie Keime oder Pilzsporen - in die Packung. Durch das Vakuumsystem ist es möglich, den Produkten weniger Konservierungsstoffe beizumengen; es ist nicht nur Luft-, sondern auch Lichtschutz gegeben (Luft und Sonnenlicht sind die Faktoren, die sensiblen Inhaltsstoffen am stärksten zusetzen).

Fazit: Konservierung muss sein

Aber keine Konservierung ist völlig unproblematisch! Jede Art der Konservierung ist ein Abwägen zwischen dem Streben nach möglichst naturbelassener Kosmetik und dem Schutz der Haut vor Mikroorganismen, die ihr mindestens genau so schaden können wie die Konservierung.
Der Zweck von Konservierungsmitteln ist es, Mikroorganismen wir Bakterien, Schimmel und Hefen abzutöten bzw. deren Wachstum zu hemmen. Ein Stoff, der das macht, kann leider auch reizen. Daher sind auch die in Natur- und Biokosmetik erlaubten Konservierungsstoffe nicht ganz unproblematisch und dürfen nur bis zu einer maximalen Konzentration eingesetzt werden (geregelt im Anhang zur Kosmetikverordnung).

In unseren Rezepturen bemühen wir uns soweit es möglich ist, mit natürlichen Komponenten wie Vitamin E oder pflanzlichem Glyzerin auszukommen. Wo nötig, sind wir bestrebt, die Produktsicherheit mit möglichst geringen Konzentrationen der o.g. Stoffe (in unserem Fall Kaliumsorbat und Natriumbenzoat) zu gewährleisten.
Hygienische Airless-Dispenser, die wir bei allen leave on Produkten verwenden, helfen uns dabei.

https://www.mysalifree.com/produkt/pflegeoel/?utm_source=blog.mysalifree.com&utm_medium=social&utm_campaign=Konservierung%20%E2%80%93%20muss%20das%20wirklich%20sein%3F%20Es%20gibt%20doch%20Kosmetika%20%E2%80%9EFrei%20von%20Konservierungsstoffen%E2%80%9C%3F
Unser Tipp

Das allersicherste bei hypersensibler Haut: keine wasserhaltigen Produkte für die Gesichtspflege verwenden, keine Öle mit Duftstoffen oder ätherischen Ölen.

Ideal ist das mysalifree Pflegeöl mit Getreideölen: es besteht aus Reiskeimöl, Maiskeimöl und natürlichem Vitamin E, es kommt ohne zusätzliche Konservierung aus. Stabilisieren Sie damit Ihre Hautbarriere - so wird Ihre Haut wieder widerstandsfähiger und weniger empfindlich gegenüber Reizen.




¹) https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/buch/codex/A_8_BIO.pdf?4vioy3
²) http://www.cosmeticanalysis.com/de/kosmetik-inhaltsstoffe/potassium-sorbate.html
³) http://www.alles-zur-allergologie.de/Allergologie/Artikel/5133/Allergen,Allergie/Benzoesäure/

Bildquelle: fotalia.com, Romolo Tavani

2 Kommentare:

  1. Danke! Mir rollen sich immer die Fußnägel auf, wenn ich "konservierungsfrei" beworbene Sachen sehe. Eine Konservierung ist wichtig, sollte aber auf dem hautverträglichsten Weg geschehen. Ich selbst vertrage Alkohol und Glycerin in Hautpflege nicht gut und verwende lieber Produkte, die anders haltbar gemacht sind.

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  2. Hallo Karin, ja leider wird auch da viel gemogelt. Es wäre wirklich wünschenswert - sowohl für Konsumenten als auch für nachhaltige Hersteller - wenn es auch im Kosmetikbereich einige internationale Regelungen gäbe. Aber anstatt Lücken in der KMV zu schließen wie bei "konservierungsfrei" oder zu definieren, was sich echte Natur- und Biokosmetik nennen darf, diskutiert man z.b. seit Jahren über Parabene - wie du sicher weisst, wurden jetzt einige davon verboten, andere sind nur beschränkt einsetzbar und Schweden klagt die EU auf ein Verbot. Es geht halt alles sehr langsam, bis es sich in Gesetzen oder Regelungen niederschlägt. Wir entziehen uns der Diskussion, indem wir alles weglassen was als gesundheitsschädlich diskutiert wird - ist ja kein Problem, nur teurer. Merkst du denn in Hinblick auf Verträglichkeit einen Unterschied zwischen "normalen" Alkohol und Bio-Weingeist? Bei Glycerin gibt es ja auch große Qualitätsunterschiede je nach Herkunft und Art der Gewinnung. Wir verwenden zB rein pflanzliches Bio-Glycerin.... Würde mich über deine Antwort freuen. LG Ulrike

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